Sparen für den frühen Ruhestand
Wissen to go
- Definition: Frugalismus zielt darauf ab, private Ausgaben clever auf ein Minimum zu reduzieren.
- Ursprung: Entstanden aus der FIRE-Bewegung (Financial Independence, Retire Early) in den USA nach der Finanzkrise 2008.
- Vermögensaufbau: Häufig über breit gestreute ETFs; ergänzend Tages- und Festgeld als Sicherheitsbaustein.
Frugalismus: Was ist das eigentlich?
Frugalismus (lat. „frugalis“ = sparsam) beschreibt einen bewussten, bescheidenen Lebensstil. Gekauft wird nur, was wirklich benötigt wird oder was man guten Gewissens besitzen möchte. Ziel ist es, einen großen Teil des Einkommens zu sparen und anzulegen, um frühzeitig finanziell unabhängig zu werden. Das Ersparte wird fortlaufend möglichst effizient investiert, z. B. in diversifizierte Wertpapierportfolios.
Die Ursprünge des Frugalismus
Nach der Finanzkrise 2008 gewann in den USA die FIRE-Bewegung („Financial Independence, Retire Early“) an Fahrt. Ihre Grundidee: Mit konsequentem Sparen und Investieren früh finanzielle Unabhängigkeit erreichen. In Europa verbreitet sich der Ansatz seit etwa 2011 zunehmend.
Sparen durch Verzicht
„Sparen statt ausgeben“ ist das Motto. Ein Großteil des Einkommens wird investiert; nur ein kleiner Teil deckt Lebenshaltungskosten. Viele Frugalist:innen peilen an, zwischen Ende 30 und Mitte 40 nicht mehr auf Erwerbseinkommen angewiesen zu sein. Dafür verzichten sie bewusst auf Konsumgewohnheiten, die für andere selbstverständlich sind.
Typisch: Sparquoten von 30 % bis 70 % (teilweise 80 %). Zum Vergleich: Die durchschnittliche Sparquote privater Haushalte in Deutschland liegt bei etwa 10 % pro Jahr.
Frugal leben heißt: bewusst verzichten, konsequent investieren.
Ist das Ziel erreicht, bleibt der Lebensstil in der Regel bescheiden, damit die Entnahmen dauerhaft tragfähig sind. Auch ohne extrem zu werden, kann der Ansatz helfen, Einnahmen und Ausgaben zu optimieren und mehr zu investieren.
Ziele des Frugalismus: Finanzielle Freiheit & innere Zufriedenheit
Im Mittelpunkt stehen Selbstbestimmung und Sinn:
- Wie lebe ich selbstbestimmt mit meinem Kapital?
- Bin ich zufrieden mit meinem Alltag?
- Welche Form von Arbeit/Projekt erfüllt mich?
Es geht weniger um „Ruhestand“ als um Wahlfreiheit: Zeit für Hobbys, Ehrenamt, Selbstständigkeit oder Familienzeit.
Exkurs: Was bedeutet finanzielle Freiheit?
Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Häufig gilt finanzielle Freiheit als erreicht, wenn laufende Ausgaben aus Erträgen des Vermögens gedeckt werden. Zentrales Prinzip: eigene Finanzen aktiv steuern und Effizienz erhöhen – ohne das Wohlbefinden aus dem Blick zu verlieren.
Frugalismus vs. Minimalismus
Minimalismus fokussiert die Vereinfachung des Lebens durch weniger Besitz und Ablenkung. Beim Frugalismus steht der Vermögensaufbau im Vordergrund. Beides überschneidet sich, verfolgt aber unterschiedliche Hauptziele.
Kann jeder frugal leben?
Frugal leben heißt, Prioritäten zu verändern. Fragen zur Orientierung:
- Kommt Selberkochen statt Restaurant für dich infrage?
- Weniger Wohnfläche teilen statt größer mieten?
- Camping statt Fernreise?
Wenn das passt, kann Frugalismus ein guter Weg sein, finanzielle Ziele schneller zu erreichen.
Wie viel Geld ist notwendig? Die 4-%-Regel
Oft nutzen Frugalist:innen die 4-%-Regel (SWR) aus der Trinity Study. Sie besagt vereinfacht: Für eine jährliche Entnahme von 4 % sollte dein Startvermögen etwa dem 25-fachen deiner jährlichen Ausgaben entsprechen.
Beispiel: Benötigst du 40.000 € pro Jahr, ergibt sich ein Zielvermögen von rund 1.000.000 € (40.000 € × 25).
Alternativ lässt sich jährlich 4 % des aktuellen Vermögens entnehmen. Mit wachsendem Vermögen steigt der absolut entnehmbare Betrag.
In der Praxis gelingt eine hohe Sparquote eher bei überdurchschnittlichen Nettoeinkommen. Je höher die Quote, desto früher ist finanzielle Unabhängigkeit erreichbar.
Wie viel Geld braucht man, um mit 40 in Rente zu gehen?
Orientiere dich am 25-Fachen deines realistischen Jahresbedarfs. Rechne konservativ, plane Puffer (z. B. für Familie, Gesundheit, Jobrisiken) und aktualisiere deine Annahmen regelmäßig.
Rechenbeispiel
Sparen mit Tages- und Festgeld: Sicherheitsbausteine
Neben Aktien, ETFs und Fonds nutzen viele Frugalist:innen Tages- und Festgeld als stabile Reserve. Einlagen sind bis 100.000 € je Kunde und Bank EU-weit gesetzlich abgesichert. Alternativ kommen Staatsanleihen, Immobilien oder Rohstoffe infrage.
Spartipps von Frugalist:innen
- Transparenz über Ein- und Ausgaben (Haushaltsbuch).
- Fixkosten regelmäßig prüfen.
- Konsum bewusst steuern, Impulskäufe vermeiden.
- Einkäufe planen, Rabatte nutzen.
- Unnötiges verkaufen statt lagern.
- Selbermachen bei Essen & Co.
- Mehr Wege mit dem Fahrrad.
- Dinge reparieren/weiterverwenden.
- Konsequent investieren, Erträge reinvestieren.
Dein Weg zur finanziellen Freiheit
Starte mit einem ehrlichen Kassensturz (Einnahmen/Ausgaben) und optimiere systematisch. Dokumentiere alles und leite daraus deine Sparrate ab. Plane deinen künftigen Bedarf und Zeitraum – daraus ergibt sich dein Sparziel. Sprich führe einHaushaltsbuch!
Fazit: Vor- und Nachteile abwägen
Angesichts unsicherer Rentenperspektiven lohnt es, früh an den Ruhestand zu denken. Frugalismus kann ein wirksamer Hebel sein – verlangt aber Disziplin, Verzicht und realistische Planung. Lebensrisiken (Krankheit, Jobverlust, Familiengründung) sowie Einkommen spielen eine große Rolle. Auch ohne „extrem“ zu werden, hilft der Ansatz, finanzielle Spielräume zu schaffen.
Wer langfristig Vermögen aufbauen will, findet im frugalen Lebensstil eine klare Struktur und Motivation.